Dr. Oliver Ziehm: „Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, kostenlos zur Schule und zu Freizeitaktivitäten zu gelangen.“

Die Verkehrsminister der Länder haben sich gerade auf eine Preiserhöhung für das Deutschlandticket geeinigt. Auch die preisreduzierten Sondertickets sollen teurer werden.

Aktuell bieten viele Schulträger den Schülern ein solches Ticket an. Kinder, die weiter entfernt von ihrer Schule wohnen, erhalten das Ticket sehr günstig. Familien, die näher an der Schule wohnen und das Ticket eher brauchen, damit die Kinder zu Sportverein und Musikschule zu gelangen können, zahlen 29 Euro. Für viele Familien mit mehreren Kindern ist das jetzt schon zu teuer; sie kaufen ihren Kindern kein Ticket. Dies hat auch Auswirkungen auf die Schulen, für die es dadurch schwieriger ist, Ausflüge zu organisieren.

Der erhebliche finanzielle Aufwand, den die Kommunen durch die verbilligten Deutschlandtickets haben, läuft allerdings an den Bedürfnissen der Familien vorbei. Eltern jüngerer Kinder wünschen nämlich kein deutschlandweites Ticket.

Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW (LE Gym NRW) hat zu Schuljahresbeginn eine Umfrage unter Eltern der Unterstufenschüler durchgeführt. An der Befragung haben knapp 6000 Gymnasialeltern aus ganz NRW teilgenommen. 90 Prozent der Eltern, deren Kinder mit dem Bus oder mit der Bahn zur Schule fahren, wünschen sich ein lokales kostenloses oder preisreduziertes Ticket für den ÖPNV, damit die Kinder am Nachmittag auch zu Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel dem Sportverein, der Musikschule oder zu Freunden gelangen können. Mehr als die Hälfte der befragten Eltern würde sich über ein regionales ÖPNV-Ticket freuen, damit sich die Kinder auch in einem größeren Radius bewegen können.

Auch Eltern deren Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad/Roller zur Schule fahren, wünschen sich größtenteils ein lokales Schülerticket (77 Prozent) oder ein regionales Ticket (53 Prozent). Lediglich 10 Prozent der Eltern haben kein Interesse an einem Schülerticket.

Ein Deutschlandticket will dagegen nur ein Viertel der Eltern für ihre Kinder.

Der Vorsitzende der LE Gym NRW, Dr. Oliver Ziehm betont: „Unsere Umfrage zeigt, wie groß der Bedarf der Schüler an einer kostenlosen Beförderungsmöglichkeit innerhalb des Ortes oder der Region ist. Die Familien würden finanziell entlastet, Vereine und kulturelle Einrichtungen durch bessere Erreichbarkeit unterstützt, die Eigenständigkeit der Schüler gefördert und die Umwelt durch den Verzicht auf „Elterntaxis“ geschont.“ Die Politik sei nun gefordert, die finanziellen Mittel umzuschichten: weg vom Deutschlandticket -hin zu einem kostenfreien ÖPNV-Schüler-Ticket!