Dr. Oliver Ziehm, Vorsitzender der Landeselternschaft der Gymnasien: „Wir warnen vor dem Schritt die Facharbeit abzuschaffen. Damit entfällt das zentrale Element der Vorbereitung auf ein wissenschaftliches Arbeiten an den Hochschulen.“

Die Kultusministerkonferenz hat 2023 eine neue Vereinbarung mit dem Ziel einer größeren Vergleichbarkeit des Abiturs getroffen. Das Ministerium für Schule und Bildung nimmt dies zum Anlass, die gymnasiale Oberstufe in NRW zu reformieren und ein verpflichtendes fünftes Abiturprüfungsfach einzuführen. Vorteile sind die Befreiung von der Mathebindung bei bestimmten Fächerkombinationen, die Möglichkeit, sich in zwei Naturwissenschaften prüfen zu lassen, die Etablierung neuer Prüfungsformate und mehr Kompensationsmöglichkeiten hinsichtlich der Prüfungsergebnisse.

In einer Umfrage der Landeselternschaft der Gymnasien unter ihren Mitgliedern befürworteten die Teilnehmer zwar überwiegend die Stärkung der Naturwissenschaften. Drei Viertel der befragten Eltern lehnten eine fünfte Prüfung aber eindeutig ab. Hintergrund ist die jetzt schon im bundesweiten Vergleich hohe Wochenstundenzeit von 34 Unterrichtsstunden. Unterbrochen von zahlreichen Freistunden, die wegen der räumlichen Enge der Schulen nur sehr begrenzt zum Lernen und Erledigen der Hausaufgaben genutzt werden können, kommen die Schüler auf lange Schultage. Die Vorgaben der Kultusministerkonferenz erschweren allerdings eine Reduzierung der Stundenzahl.

Die Prüfung im fünften Abiturfach soll als Präsentationsprüfung oder „Besondere Lernleistung“ erfolgen. Dem steht die Mehrheit der Eltern (ca. 63 %) aufgeschlossen gegenüber. OZ: „Präsentationsprüfungen entsprechen in hohem Maße den Anforderungen in der modernen Arbeitswelt. Nötig sind aber klare Standards, damit das neue Prüfungsformat nicht zur Absenkung der Ansprüche und Entwertung des Abiturs führt.“ Für das Einüben des Prüfungsformats ist die verpflichtende Teilnahme an einem Projektkurs vorgesehen. Dies dürfte von den meisten Eltern begrüßt werden. 85% der Teilnehmer der Umfrage heißen Projektkurse gut.

Zur Entlastung will das MSB künftig die verpflichtende Facharbeit streichen, die zurzeit eine Klausur in der Oberstufe ersetzt, und stattdessen mehr alternative Formen der Leistungsüberprüfung erlauben. Weniger als 15 % der Eltern finden den Verzicht auf die Facharbeit sinnvoll. OZ: „Wir warnen vor diesem Schritt. Damit entfällt das zentrale Element der Vorbereitung auf ein wissenschaftliches Arbeiten an den Hochschulen. Um den Herausforderungen der KI zu begegnen, genügt es, die Arbeit intensiver zu begleiten, praktische Elemente wie Umfragen oder Versuche zu verlangen und das anschließende Kolloquium zu stärken.“

Den Schulen soll freigestellt werden, die Klausurdauer in der Oberstufe selbst festzulegen. Unter den Teilnehmern an der Umfrage lehnen fast 80 % eine geringere Anzahl und fast 90 % eine kürzere Dauer von Klausuren ab. OZ: „Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder Gelegenheit erhalten, sich an die langen Abiturklausuren zu gewöhnen und, sofern nötig, schlechtere Noten auszugleichen.“

 

Die Landeselternschaft der Gymnasien fordert:

  • Genau definierte landeseinheitliche Standards für die Präsentationsprüfung
  • Anpassung statt Streichung der verpflichtenden Facharbeit
  • Verstärkte Zusammenarbeit mit den Hochschulen

Der Vorstand der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW e.V.

Download: Die vollständigen Umfrageergebnisse

Download: Die Stellungnahme der LE Gym zur Reform der Gymnasialen Oberstufe

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