Die Mehrheit der Gymnasial-Eltern in NRW sieht die geplante Cannabis-Legalisierung der Bundesregierung kritisch oder befürchtet sogar große Gefahren. Das zeigt eine Blitzumfrage der Landeselternschaft der Gymnasien in Nordrhein-Westfalen e.V. (LEGym). Daran haben sich 19.510 Menschen beteiligt – davon 13.125 Eltern, 1.858 Schüler und 2.767 Lehrer. 1.760 Personen gaben nicht an, zu welcher Gruppe sie gehören. Die LEGym lehnt eine Legalisierung von Cannabis ab und sorgt sich um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Von mehr als 13.000 Eltern befürchten 64 Prozent entweder große Gefahren für die Kinder, Jugendlichen und die Gesellschaft (31 Prozent) oder sehen die geplante Legalisierung von Cannabis zumindest kritisch (33 Prozent). 23 Prozent sehen keine größeren und lediglich 9 Prozent gar keine Gefahren. Das ist ein Ergebnis der aktuellen LEGym-Umfrage. „Uns als Landeselternschaft hat diese Besorgnis nicht überrascht. Gegenüber dem Bundesgesundheitsminister hatten wir bereits deutlich Position bezogen:
Zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen sind wir klar gegen die Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Wir appellieren, dass die Bundesregierung die Bedenken der Eltern ernst nimmt und ihre aktuellen Pläne zur Cannabis-Legalisierung nicht weiterverfolgt“, betont Dr. Oliver Ziehm, Vorsitzender der LEGym.
In der Blitzumfrage der LEGym äußern rund 46 Prozent der Eltern, gegen die Pläne der Regierungskoalition zur Legalisierung von Genuss-Cannabis zu sein, nur 29 Prozent befürworten sie. 21 Prozent geben an, noch unschlüssig zu sein, der Rest machte keine Angabe. Erhoben wurde die Umfrage in der zweiten Aprilhälfte. Seitdem sind bereits weitere Diskussionsbeiträge öffentlich geworden. So hat mit Blick auf eine aktuelle Studie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung die Bundesärztekammer nun erneut vor einer Cannabis-Legalisierung gewarnt. Mit Verweis auf die Studie erklärte jüngst der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, in einer Pressemitteilung vom 3. Mai, die Legalisierung von Cannabis führe zur Verharmlosung einer Droge, die nachgewiesenermaßen abhängig mache und zu schweren Entwicklungsschäden gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen führen könne.
Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW fordert, dass der Konsum von Cannabis für Kinder und Jugendliche zu deren eigenem Schutz tabu bleiben muss. Durch eine Legalisierung ist aber zu befürchten, dass auch Minderjährige diese Substanz einfacher in die Hände bekommen können, nicht zuletzt durch einen verstärkten Schwarzmarkt. Die Landeselternschaft warnt eindringlich vor Cannabis, das ein gefährliches Nervengift und eine Droge ist, die in die Abhängigkeit führen kann. Entsprechend muss auch konsequent und nachhaltig Aufklärung betrieben werden. Fast die Hälfte der Eltern (49 Prozent) ist jedoch mit dem Angebot von Drogenpräventionsprojekten an ihrer Schule unzufrieden, 21 Prozent machten keine Angabe. Nur 30 Prozent halten das Angebot entweder für zu einem guten Teil (22 Prozent) oder für voll und ganz (8 Prozent) ausreichend. Ganz anders sieht es auf der Seite der Lehrer aus: 52 Prozent gaben in der LEGym-Umfrage an, das Angebot an Drogenpräventionsprojekten an ihrer Schule für voll und ganz (20 Prozent) oder zu einem guten Teil (32 Prozent) für ausreichend zu halten. Hier gibt es eine große Kluft zwischen der Wahrnehmung der Eltern und der Wahrnehmung der Lehrer.
Die Umfrage der LEGym hatte darüber hinaus ergeben, dass 57 Prozent der Lehrer entweder keine größeren Gefahren (36 Prozent) oder keine Gefahren (21 Prozent) für die Kinder, die Jugendlichen und die Gesellschaft durch die geplante Legalisierung von Cannabis sehen. „Unsere Umfrage zeigt, dass die Lehrkräfte der Cannabis-Legalisierung also deutlich weniger kritisch gegenüberstehen als die Eltern. 61 Prozent der Lehrer befürworten die Pläne der Regierungskoalition zur Legalisierung von Genuss-Cannabis.
Lehrer mit dieser Einstellung treffen somit auf Schüler, die sie für die Gefahren sensibilisieren müssen. „Hier darf auf keinen Fall der Umgang mit Cannabis verharmlost werden oder der Eindruck entstehen, das Ausprobieren sei schon nicht so schlimm“, betonen Vorstandsmitglied Dirk Heyartz, Leiter des Fachausschusses Gesundheit und Jugendschutz bei der LEGym zusammen mit seiner Stellvertreterin Yvonne Sterz. Nur 9 Prozent der befragten Schüler sehen entweder große Gefahren (4 Prozent) oder sehen die geplante Legalisierung zumindest kritisch (5 Prozent). 43 Prozent der Schüler geben in der LEGym-Umfrage sogar an, persönlich schon einmal Kontakt zu Cannabis gehabt zu haben. 78 Prozent der Schüler befürworten in der Umfrage die Pläne der Regierungskoalition zur Legalisierung von Genuss-Cannabis. Aus Sicht der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW sind das alarmierende Zahlen.
Vor diesem Hintergrund muss kontinuierlich überprüft werden, wie Präventionsarbeit weiter verbessert werden kann, um einen bestmöglichen Kinder- und Jugendschutz zu erzielen. Eine Cannabis-Legalisierung würde dabei diesen Schutz und die Präventionsarbeit vor noch größere Herausforderungen als bisher ohnehin schon stellen.
Denn eine Legalisierung des Erwerbs und Konsums von Cannabis bedeutet, dass es zusätzlich zu Alkohol, Tabak und Tabletten eine vierte legale Droge gäbe, die sich Kinder und Jugendliche relativ leicht beschaffen können. So weit darf es gar nicht erst kommen, unterstreicht die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW. Sie bleibt bei ihrem klaren Nein zur Cannabis-Legalisierung und ihrem ebenso klaren Ja für den Schutz von Kindern und Jugendlichen.
(Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir das generische Maskulinum, selbstverständlich sind alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen.)
Der Vorstand der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW e.V.
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